Der Tragwerksplaner im Herzen des Hotels Post

Die Gewölbe des Hotels Post in Andeer sind angenehm kühl. Ab und zu trifft einen ein kalter Tropfen Kondenswasser, welcher von der Decke fällt. Sharveen Rajah, Bauingenieur bei Fanzun, geht behutsam durch die Gänge des alten Gemäuers und nimmt die Wassertropfen gut unter die Lupe. «Ein Weinkeller muss trocken sein. Deshalb muss dieser abgedichtet werden», erklärt Rajah und zeigt auf den unteren Teil einer nahestehenden Mauer. An ihr ist gut ersichtlich, wie mit Faserbeton gearbeitet wurde.
Die Unterfangung aus Faserbeton wurde aber nicht nur für die Abdichtung genutzt, sondern ist auch ein wichtiger Bestandteil der Arbeit von Sharveen Rajah als Tragwerksplaner. «Die neue Bodenplatte musste tiefer fundiert werden als die Fundationssohle der bestehenden Aussenwand. Deshalb waren Unterfangungen aus Faserbeton nötig. Die ursprüngliche Aussenwand besteht nur aus losen, aufeinander gestapelten Steinen, welche innen mit Mörtel bestrichen wurden. Damit die Wände nicht in sich zusammenbrechen, mussten wir sehr vorsichtig vorgehen und die Wände von aussen stabilisieren.» Nur langsam habe man entlang der Aussenwand nach und nach heruntergegraben und die losen Steine mit dem Faserbeton stabilisiert. Kein leichtes Unterfangen – an manchen Stellen wurden Steine von eineinhalb Meter Dicke verwendet. «Damit nicht alles einstürzt, mussten wir stets in kleinen Etappen arbeiten», so der Tragwerksplaner.

 

 

Überraschungen in den Wänden

Das Hotel Post ist ein geschichtsträchtiges Hotel inmitten von Andeer. 1894 wurde es erbaut, 1964 und 1992 renoviert. «Und jede Zeit hatte ihre eigene Bauphilosophie», lacht Rajah. Der Bau ist ein wahres Mischwerk aus verschiedenen Materialien und birgt so einige Überraschungen in seinen Wänden. Diese Überraschungen muss Sharveen Rajah alle aus den alten Gemäuern herauskitzeln. Während der Begehungen achtet er auf Verformungen, Wölbungen oder Risse. Anhand von Sondagen, Kernbohrungen oder auch nur schon durch die Entfernung von Verputz, versucht er dann die Haupttragstruktur zu ermitteln. «Habe ich diese herausgefunden und bestimmt, können grössere Überraschungen reduziert werden», schmunzelt er.

 

 

Eine Strategie muss her

Doch diese zu bestimmen ist nicht so einfach wie gesagt: In alten Gebäuden trifft der Tragwerksplaner öfters auf Materialien, die heutzutage nicht mehr verwendet werden. Diese müssen dann erst ausgewertet, neu eingeschätzt und berechnet werden. Anschliessend wird eine Strategie ausgearbeitet, in welcher festgelegt wird, wie die Arbeiten an der bestehenden Struktur ausgeführt werden. «Entweder entlasten wir die Struktur oder verstärken sie», so Sharveen Rajah.
Im Erdgeschoss des Hotels sind die Stahlverstärkungen, die sich über mehrere Stockwerke ziehen, gut ersichtlich. Diese Aussteifungen verstärken die Tragstruktur hinsichtlich der horizontalen Einwirkung welche zum Beispiel während eines Erdbebens auftreten können. Als Rajah die Verbindungen in Augenschein nimmt, betritt auch der Polier das EG, mit welchem Rajah sich quasi zwischen Tür und Angel kurz austauscht. Sie diskutieren über die aktuellen Arbeitsschritte und den engen Zeitplan, bevor der Polier auch schon wieder weg ist. «Ein sehr kompetenter Mann», schwärmt Rajah. «Das ist für mich als Tragwerksplaner Gold wert, denn ich bin auf seine Erfahrung angewiesen. Er ist mein Aug und Ohr vor Ort. Wenn die Kommunikation nicht stimmt, wird das Ganze noch viel schwieriger.»

 

 

Auf dem Giebel der Welt

Die heutige Patrouille führt Sharveen Rajah auch auf den höchsten Punkt des Gebäudes. Bald beginnt es zu regnen, der Wind hat bereits zugenommen. Und doch sieht man hier auf dem Giebel über die ganzen Dächer von Andeer, das Tal hinaus bis fast zur Viamalaschlucht. Ein Anblick, der sich in seinen Kopf gebrannt hat. «Das Hotel Post wird mir in Erinnerung bleiben. Wie oft darf man schon an der Entkernung eines Gebäudes beteiligt sein? Ein Projekt mit ganz neuen Herausforderungen», lacht er. «Hier kann ich sehen, wie vielfältig mein Job als Bauingenieur sein kann.»

 

Fanzun AG

Architekten Ingenieure Berater: Als Generalplanerin mit Standorten in Chur, Samedan, Scuol, Zürich, Bern und St. Gallen verfügt die Fanzun AG über mehr als 50 Jahre Erfahrung im Bauwesen. Das Portfolio des Unternehmens besteht aus anspruchsvollen Projekten in den Bereichen Tourismus, Gewerbe, Infrastruktur- und Wohnungsbau. Dass sich darunter auch einige preisgekrönte Bauten finden, liegt an der ganzheitlichen Herangehensweise von Fanzun. Über 80 Generalisten und Spezialisten vereinen ihr Wissen und bieten die gesamte Palette an Bau- und Immobiliendienstleistungen auf hohen Niveau an – von der strategischen Planung und Beratung über die Gestaltung und die Energiekonzeption bis hin zum Baumanagement.

 

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